Ausbildung endlich gleichwertig unterstützen!

Zur Veröffentlichung des Ausbildungsreports der DGB-Jugend am 22. August 2024 erklärt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):

Die Fachkräfte, die wir als Wirtschaft und Gesellschaft morgen brauchen, müssen heute in Handwerksbetrieben ausgebildet werden. Der Verantwortung für diese Zukunftsaufgabe ist sich das Handwerk bewusst, wie seine weiterhin überdurchschnittliche Ausbildungsbetriebsquote zeigt. Um dieses Engagement und diese hohe Ausbildungsqualität beizubehalten, braucht es jedoch deutlich mehr Unterstützung aus Politik und Gesellschaft – für die Ausbildungsbetriebe genauso wie für Jugendliche. Immer mehr junge Menschen haben mit teils gravierenden, unter anderem pandemie-bedingten Lerndefiziten beim Lesen, Rechnen und Schreiben zu kämpfen. Mit der Aufgabe, diese Lernlücken zu schließen, darf das Handwerk nicht allein gelassen werden. Auch wenn gerade die familiäre Struktur der Betriebe eine umfassende, individuelle Förderung auch von leistungsschwächeren Auszubildenden erlaubt, braucht es für die gezielte Förderung der betroffenen Jugendlichen die Unterstützung aus Bund und Ländern. Neben bestehenden Instrumenten wie der Einstiegsqualifizierung oder der „Assistierten Ausbildung“ sind zusätzliche Angebote erforderlich, die Schulabgängerinnen und Schulabgänger praxis- und lebensnah auf ihrem Weg in die Ausbildung begleiten.

Auch nach Beginn des Ausbildungsjahres bietet das Handwerk weiterhin zahlreiche offene Ausbildungsplätze und mit ihnen die Chance auf eine Karriere mit Sinn, Sicherheit und Zukunft im Handwerk an. Dass gleichzeitig viele Bewerberinnen und Bewerber unversorgt bleiben, liegt vor allem an den bestehenden Passungsproblemen am Ausbildungsmarkt. Um diese Passungsprobleme nachhaltig zu lösen, muss Politik endlich die Bildungswende umsetzen. Dafür gilt es zunächst, die Berufsorientierung noch stärker in den Fokus zu rücken und gerade an allgemeinbildenden Schulen und in der gymnasialen Oberstufe auszubauen. Unabhängig vom angestrebten Schulabschluss müssen Jugendliche gleichwertig über akademische und berufliche Bildung informiert werden, damit die Berufsorientierung den Interessen und Talenten junger Menschen auch wirklich gerecht wird. Nur wenn für Jugendliche greifbar wird, dass sie ihre Karriere auf dem beruflichen Bildungspfad genauso selbstbestimmt, frei und individuell gestalten können wie mit einem Studium, können sie sich auch für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden. Diese Gleichwertigkeit muss für junge Menschen aber auch nach der Entscheidung für eine Ausbildung spürbar bleiben: Genauso wie Studierende brauchen auch Auszubildende bezahlbare Wohnraumangebote. Wichtige Programme wie „Junges Wohnen“ müssen daher die Ausbildungsförderung noch deutlich besser einschließen. Vor allem die Länder sind gefordert, Auszubildende endlich stärker in den Blick zu nehmen und zusätzliche Angebote für das Azubi-Wohnen zu schaffen.

Quelle: https://www.zdh.de/

Bild: ZDH – Sascha Schneider

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