Feierliche Freisprechung von 71 Junggesellinnen und Junggesellen aus den Bereichen Kfz, Karosserie und Metall
Mit erfolgreicher Ausbildung im Handwerk zuversichtlich nach vorn blicken
Feierliche Freisprechung von 71 Junggesellinnen und Junggesellen aus den Bereichen Kfz, Karosserie und Metall
Die Anzahl und die engagierten jungen Menschen dahinter seien ein starkes Signal für die Region. Darüber waren sich alle Redner bei der Freisprechungsfeier dreier Innungen der Kreishandwerkerschaft Fulda einig. Im Gemeindezentrum Künzell standen insgesamt 71 Junggesellinnen und Junggesellen im Mittelpunkt: 52 Kfz-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker, zwölf Metallbauerinnen und -bauer, zwei Feinwerkmechaniker sowie fünf Karosserie- und Fahrzeugbauer.
Und so beglückwünschte die Moderatorin des Abends Sabine Räth nicht nur die frisch gebackenen Fachkräfte, sondern dankte auch Gabriele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, sowie Stellvertreterin Silke Eiter und deren Team für Vorbereitung und Koordination der riesigen Feier. Räth zollte den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern Respekt für das Geleistete und begrüßte viele stolze Angehörige, außerdem natürlich die Obermeister der Innungen, Landrat Bernd Woide, die Schulleiterin der Ferdinand-Braun-Schule, Ulrike Vogler, sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Berufsschule, BBZ Mitte sowie den Fuldaer Stadtrat Stefan Grauel und den Landtagsabgeordneten Sebastian Müller.
Thorsten Krämer, Obermeister der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Fulda und Kreishandwerksmeister, betonte: „Freisprechungsfeiern gehören neben der Meisterfeier zu den schönsten Terminen im Jahr“. Er sei als Obermeister regelmäßig bei Prüfungen dabei und wisse, wie anstrengend und aufregend das sei. Nun gebe es Lohn und Ehre für die Mühen. 52 neue Kfz-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker machten den Kraftfahrzeugbereich im Landkreis stark. Krämer sprach von breit gefächerten Karriere-Chancen – ob als Gesellin oder Geselle, als Meisterin oder Meister, als Ingenieurin oder Ingenieur. „Man kann viele verschiedene Wege gehen.“
Gerhard Hoffmann, Obermeister der Metall-Innung Fulda-Hünfeld, freute sich ebenfalls mit den Junggesellinnen und Junggesellen über das Erreichte und wünschte für die ganz persönliche berufliche Zukunft viel Erfolg. Die regionale Wirtschaft sei bei den Herausforderungen der heutigen Zeit dankbar für tatkräftige Unterstützung. Der Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung Osthessen, Stefan Gensler, sagte: „Ich bin nicht nur Obermeister, sondern auch Abteilungsleiter und Ausbilder.“ Die Begeisterung für den Beruf „muss da sein“. Um gute Ergebnisse zu erzielen, brauche es aber auch Unterstützung – von Familie, Ausbildungsbetrieb, Berufsschule, von Kolleginnen und Kollegen. Das Berufsbild sei „voll“, man dürfe nicht aufhören zu lernen. Denn es gebe viele Komponenten am Fahrzeug. Blech, früher das wichtigste Material, müsse man heute regelrecht suchen. Auch die immer weiter voranschreitende Sicherheitstechnik müsse einbezogen werden.
MdL Sebastian Müller bezeichnete den vollen Saal als schönes Bild, das ihn froh mache. Hier gehe es um persönliche Meilensteine, um Leistung, die jetzt belohnt werde und gleichzeitig auch um einen Neustart im Leben. Er selbst habe vor 20 Jahren eine duale Ausbildung gemacht – „die beste Grundlage, die ich selber schaffen konnte“. Mit einer handwerklichen Ausbildung sei man optimal vorbereitet für das kommende Berufsleben. „Handwerker wissen, worauf’s ankommt. Und die Wertschätzung dafür spürt man wieder mehr in der Gesellschaft.“
Stadtrat Stefan Grauel überbrachte die Glückwünsche des Oberbürgermeisters von Fulda. Das Handwerk sei in der Region von großer Bedeutung: „Wir freuen uns in Fulda und darüber hinaus über die heutige Freisprechung von 71 Junggesellinnen und Junggesellen.“ Landrat Bernd Woide dankte vor allem den Betrieben für deren Bereitschaft auszubilden und den Berufsschulen für die weitreichende Unterstützung. Denn: Ausbildung sei toll, aber auch anstrengend. Den Freigesprochenen wünschte er für die Zukunft alles Gute. „Wir brauchen Sie alle!“
In einer Talkrunde tauschten sich die drei Obermeister mit einer Junggesellin, zwei Junggesellen sowie mit Studienrat Michael Franke von der Ferdinand-Braun-Schule aus: Feinwerkmechaniker Leon Eckart erzählte vom elterlichen Betrieb und seiner eigenen Berufsorientierungsphase. Er habe auch Praktika im Kfz-Bereich und bei einem Maurer-Betrieb absolviert – und kam wieder zurück auf die Feinwerkmechanik, die ihm viel Abwechslung und jeden Tag neue Herausforderungen biete. „Filigrane und gröbere Arbeiten wechseln sich ab“, so der 20-Jährige, der unterstrich: „Ich bin im Prinzip von klein auf dabei. Und die Begeisterung ist bis heute geblieben.“
Berufsschullehrer Franke pflichtete bei, dass es wichtig ist, die Begeisterung zu erhalten. Hier gehe es um Identifikation mit dem Beruf, um Berufsehre. Dafür sei eine gute Ausbildung und damit „fordern und fördern, aber auch Mut zusprechen“ gefragt, manchmal auch etwas Kreativität und immer auch Vertrauen. Das gelte für den Ausbildungsbetrieb wie für die Kolleginnen und Kollegen oder die Berufsschule gleichermaßen. Was Franke ebenfalls als wichtig in der Ausbildung erachtet: „Fehler dürfen, ja müssen gemacht werden. Durch Fehler lernt man und entwickelt sich weiter.“
Obermeister Hoffmann beschrieb das Beispiel von Leon Eckart als „klassisch“ für einen Familienbetrieb. Die junge Nachwuchskraft habe in einem Partnerunternehmen seine Ausbildung absolviert und könne sich nun ganz nach den persönlichen Vorstellungen weiterentwickeln. Und dafür brauche es die richtigen Rahmenbedingungen. „Von der Politik wünsche ich mir dafür Erleichterungen durch weniger Vorschriften und dass man die Handwerksbetriebe einfach mal machen lässt.“
Moritz Günther, Landes- und Bundessieger bei den Karosserie- und Fahrzeugbauern, hatte wie Leon Eckart über Praktika seinen Berufswunsch gefestigt. Schon als Schüler und auch später während der Ausbildung konnte er einen Einblick in den Prototypbau gewinnen. „Dabei sieht beziehungsweise gestaltet man die Autos von morgen, das hat mich schon sehr fasziniert.“ Und diese Faszination hat den 22-Jährigen auch dazu bewogen, noch weiter nach vorne zu gehen und jetzt ein Duales Studium zu absolvieren.
Kfz-Mechatronikerin Lara Stolz ist in der Kraftfahrzeugbranche groß geworden. Der Urgroßvater Kfz-Meister, der Opa Kfz-Mechaniker … „In meiner Familie wurde schon immer an Autos geschraubt. Wir haben zuhause eine kleine Halle mit Hebebühne.“ Die Familie habe sie sehr unterstützt, berichtete die 20-Jährige, gerade der Opa sei sehr stolz, dass die Enkelin beruflich in seine Fußstapfen tritt. Die körperlichen Hürden seien im Kfz-Handwerk für Frauen etwas größer, „man muss sich schon manchmal anstrengen, das sollte Frauen aber nicht abhalten“. Der Beruf sei vielschichtig, „es gibt immer wieder Neues“. Lara Stolz kann sich vorstellen, später mal die Meister-Schule oder ein Technik-Studium anzuhängen.
Gegen Ende der Talkrunde schickte Moderatorin Sabine Räth noch die Frage in die Runde, um sie von den Teilnehmenden vervollständigen zu lassen: „Was wir tun, macht uns …?“ Leon Eckart antwortete zum Beispiel: „Was ich tue, macht mich stolz, stark und zielstrebig.“ Thorsten Krämer sagte: „Das, was ich bisher getan habe und heute tue, das macht mich zu dem, der ich bin.“ Und Stefan Gensler formulierte um: „Das was ich heute hier sehe, das macht mich stolz und froh: eine so große Zahl an Prüflingen und wirklich tolle Leistungen in allen drei Innungen.“
Krämer übernahm schließlich die offizielle Freisprechung. Beim Googeln finde man unglaublich viele Einträge zum Thema Handwerk, so der Kreishandwerksmeister. „Was man aber nicht findet, ist eine Jahreszahl, seit wann es das Handwerk gibt.“ Seit dem Mittelalter, keine Frage. Man schätze, dass es das Handwerk schon seit über 1000 Jahren gibt. Früher, in Zeiten kinderreicher Familien, sei es nicht einfach gewesen, ein Kind in die Lehre zu schicken, schließlich musste man der Meisterfamilie dafür einen Obolus geben. „Auch die Freisprechungsfeier mussten Gesellen einst selbst bezahlen.“ Dann vollzog er kraft seines Amtes als Kreishandwerksmeister den traditionellen Akt der Freisprechung: „Ich spreche euch los, ledig und frei vom Zwang der Lehre und darf euch herzlich begrüßen in der Handwerksfamilie. Gott schütze das ehrbare Handwerk.“
Prüfungsbester Kfz-Mechatroniker war Nick Wilfert (Deisenroth & Söhne GmbH & Co. KG), gefolgt von Niclas Klein (Wolfgang Deisenroth GmbH & Co KG) und Kfz-Mechatronikerin Lara Stolz (EDAG Engineering GmbH). Bei den Metallbauern vorn lagen Thomas Arzt (Helker Form und Design GmbH), Quint Werners (Wolfgang Schüßler Metallbau) und Sean Peterson (Helker Form und Design GmbH). Leon Eckart (Rudolf Schad GmbH & Co KG) war bester Feinwerkmechaniker, gefolgt von Lennard Zeuß (Herzau + Dipl.-Ing. K. Schmitt GmbH). „Premium-Prüfling“ bei den Karosserie- und Fahrzeugbauern war Moritz Günther, gefolgt von Julian Barth (beide EDAG Engineering GmbH).







Bilder: Dinias Fotografie