Kostenindex Textilservice nähert sich im 1. Quartal 2024 Allzeithoch an
Nachdem der Kostenindex für den Textilservice nach erreichen seines bisherigen Allzeithochs im Oktober 2023 (126,5 Punkte) zum Ende des vergangenen Jahres wieder gesunken ist, steigt er zum Ende des ersten Quartals 2024 wieder an. Mit einem Indexwert von 126,0 Punkten verbleibt der Index damit auch weiterhin auf einem Rekordniveau. Verantwortlich für den erneuten Anstieg im Jahr 2024 sind Steigerungen der Kosten für Personal, Textilien, Wasser und Energie.
Die Energiekosten sind von 138,5 Indexpunkten am Ende des 4. Quartals 2023 auf 139,6 Punkte im März 2024 gestiegen. Das ist in erster Linie mit einer wachsenden Konjunktur und einem damit verbundenen höheren Energiebedarf in der deutschen Wirtschaft zu erklären. So ist im 1. Quartal 2024 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 % gestiegen gegenüber dem 4. Quartal 2023.
Mit Blick auf den gesamten Kostenindex sind die Energiekosten zwar weiterhin hauptverantwortlich für das insgesamt sehr hohe Kostenniveau, sind aber nicht mehr der Haupttreiber für die Kostensteigerung im 1. Quartal 2024. Der Teilindex Energie übersteigt dennoch den Gesamtindex immer noch um knapp 14 Indexpunkte.
Unklar bleibt die weitere Entwicklung der Energiekosten. So ist ab Mai wieder ein Anstieg der Gaspreise an den Börsen sichtbar. Die zukünftigen Strompreise werden auch davon abhängen, ob die Energiewende erfolgreich durchgeführt werden kann.
Arbeitskosten steigen im 1. Quartal 2024 stark an
Bei den Arbeitskosten liegen diesem Index die Tarifverträge bzw. Tarifempfehlungen zugrunde. Der neue Tarifvertrag der Intex hat seit Juli 2023 einen starken Anstieg der Arbeitskosten mit sich gebracht. Neben Inflationsausgleichsprämien im Juli 2023 und Januar 2024 sind Gehaltssteigerungen um einen Festbetrag in Höhe von 150€ ab März 2024 und erneut ab März 2025 vorgesehen. Die Tatex-Tarifempfehlungen empfehlen zudem ab dem 01.01.24 einen Stundenlohn von mindestens 12,60 Euro. Diese Steigerungen führen insgesamt dazu, dass der Teilindex Personalkosten zum Ende des 1. Quartals mit einem Wert von 117,4 seinen bisherigen Höchststand erreicht.
An dieser Stelle muss jedoch deutlich darauf hingewiesen werden, dass der DTV-Kostenindex nur die Entwicklung der Tariflöhne nachzeichnet. Die tatsächlichen Löhne können mitunter über den tariflichen Entlohnungen liegen.
Kosten für Waschchemie gesunken, Kosten für Textilien leicht gestiegen, Finanzierungskosten weiterhin auf Rekordniveau
Der Textilkostenindex stieg von 115,3 Punkten Ende des vierten Quartals 2023 auf 116,4 Punkte im ersten Quartal 2024. Hierbei stiegen die Kosten für in Deutschland hergestellte Berufsbekleidung um 1,46% während die Kosten für importierte Bekleidung um 0,43% gestiegen sind. Die Kosten für in Deutschland hergestellte Flachwäsche sind im selben Zeitraum um 0,6% gestiegen, während die Kosten für importierte Flachwäsche um 0,44% gestiegen sind.
Die Kosten für gewerbliche Waschmittel sind im ersten Quartal 2024 erneut deutlich gesunken. Nachdem diese im vierten Quartal 2023 einen Indexwert i. H. v. 142,9 erreicht haben, erreichen sie im ersten Quartal 2024 nur noch einen Wert i. H. v. 131,7. Dies entspricht einer Senkung von 7,8%.
Bei den für alle Unternehmen wesentlichen Kosten müssen zudem auch die Zinsen für gewerbliche Finanzierungen berücksichtigt werden. Nachdem der Finanzierungskostenindex im vorherigen Quartal noch um 10 Punkte gestiegen ist, sank er im ersten Quartal 2024 um knapp 4 Punkte zu und erreicht damit aktuell einen Wert von 380,9 Punkten.
Wirtschaftliches Umfeld und Kostensteigerungen belasten Textilservice erheblich
Der Textilservice ist prozyklisch geprägt. Geht es den Kunden gut, erhöhen sie ihre Nachfrage. Ist der Geschäftsverlauf unbefriedigend, wird selbst im Rahmen von Drei-Jahresverträgen das Wäscheaufkommen reduziert. Es gibt zwar Zeitverzögerungen und gewisse Vertragspuffer bei der Anpassung des Textilservice an die gesamtwirtschaftliche Situation, aber im Grunde ist der Textilservice prozyklisch. Das angespannte wirtschaftliche Umfeld sowie die nur minimal wachsende Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe belasteten deshalb auch den Textilservice und die Wäschereien.
Hinzukommt, dass auch für den weiteren Verlauf des Jahres kein Ende des hohen Kostenniveaus in den zentralen Bereichen, wie Energie, Personal, und Textilien oder Finanzierung, abzusehen ist. Die Kostensteigerungen in diesen Bereichen sind so gravierend, dass der Gesamtindex zum Ende des ersten Quartals 2024 nur um 0,31% unter dem Allzeithoch vom Oktober 2023 liegt. Viele der Probleme lassen sich nicht auf Unternehmensebene lösen, auch nicht auf Branchenebene. Es sind sowohl Arbeitsmarkt- wie auch Energie- und Geldpolitik gefordert, die Rahmenbedingungen auch für den Textilservice zu verbessern.
Wäschereien leiden unter gestiegenen Personal- und Energiekosten
Für reine Wäschereidienstleistungen, die vornehmlich von kleineren Wäschereien geleistet werden, steigt der Kostenindex auch im Vergleich zum vierten Quartal des Vorjahres. Zum Ende des ersten Quartals 2024 liegt der Kostenindex somit bei 128,7 Punkten. Während hier der Teilindex Energie durch eine andere Gewichtung von Gas insgesamt um 0,1 Punkte gesunken ist, hat auch hier der Teilindex Personalkosten insgesamt zu einer Erhöhung geführt. Die Kosten für Textilien spielen bei den Wäschereien dagegen keine Rolle.
Wichtige Änderungen im DTV-Kostenindex ab 2024
Der DTV-Kostenindex basiert wesentlich auf den Daten des statistischen Bundesamtes. Zum Jahresanfang 2024 hat das Bundesamt seine Preisstatistik stark überarbeitet. Hierzu gehört neben einer Aktualisierung des Basisjahres von 2015 auf 2021 auch die Überarbeitung einiger Indices. Dies hat zur Folge, dass der DTV-Kostenindex für den Textilservice ab sofort auch mit dem Basisjahr 2021 berechnet wird. Bitte beachten Sie, dass der Indexwert hierdurch deutlich geringer ausfällt als noch im Dezember 2023. Dies liegt jedoch nicht etwa an gesunkenen Kosten, sondern an der neuen Berechnungsgrundlage – die Kosten sind im Vergleich zu 2021 weniger stark gestiegen als im Vergleich zu 2015.
Quelle: https://www.dtv-deutschland.org/
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