Kreishandwerkerschaft Fulda

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Von Glück, Erfolg und immer mehr Anerkennung fürs Handwerk

Zweitgrößte Freisprechungsfeier, die Elektro-Innung Fulda jemals ausgerichtet hat: 45 Junggesellinnen und Junggesellen starten voll durch

Mit einem Zitat von Albert Schweitzer gab Johannes Burkart, Obermeister der Elektro-Innung Fulda, die Stimmung beim Handwerkernachwuchs wieder: „Erfolg ist nicht der Schlüssel zum Glück. Sondern Glück ist der Schlüssel zum Erfolg: Wer etwas mit Freude macht, wird Erfolg haben.“ Freudige Gesichter gab es bei der zweitgrößten Freisprechungsfeier, die die Innung jemals ausgerichtet hat, zuhauf: 45 Elektronikerinnen und Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik durften ihren erfolgreichen Ausbildungsabschluss ausgiebig feiern.

Es wurde schon ein bisschen eng im Restaurant „Der Florenberg – Gipfel für Genießer“ in Künzell: Rund 150 Gäste waren zusammengekommen. Johannes Burkart begrüßte neben den Absolventinnen und Absolventen und deren Angehörigen den Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer, die Ausbilder der Betriebe, die Schulleiterin der Ferdinand-Braun-Schule Fulda, Ulrike Vogler, sowie Lehrpersonal der Berufsschule, außerdem Ausbilder des BBZ Mitte in Petersberg. Man sei stolz auf die erbrachten Leistungen und eine sehr geringe Durchfallquote in diesem Jahr, so Burkart, „die Innung darf sich, gerade jetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels, auf engagierten Nachwuchs freuen“.

Moderator Matthias Heitzer sagte, dass sich heute vier Generationen im Handwerk treffen: die Babyboomer sowie die Generationen X, Y und Z. Man müsse sich um die Bedürfnisse der jungen Menschen kümmern, die durchaus von denen der Babyboomer abweichen, und Themen wie Work-Life-Balance auf der Agenda haben. Menschen, die sich für ihren Beruf begeistern, seien zufriedener und lebten damit auch gesünder. Er bezog sich auf eine Studie, bei denen Berufstätigen Fragen gestellt wurden wie: Haben Sie das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun, macht Sie Ihre Arbeit glücklich? Sind Sie stolz auf Ihren Beruf? Erfahren Sie für Ihre Tätigkeit Anerkennung in der Gesellschaft? Während befragte Handwerkerinnen und Handwerker zum Beispiel zu mehr als 91 Prozent ihren Beruf als sinnvoll erachteten und davon sprachen, dass ihr Schaffen sie glücklich macht, konnten dem nur 69 Prozent der Befragten aus anderen Berufen zustimmen.

In einer Talkrunde tauschten sich Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer, die stellvertretende Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, Silke Eiter, Ulrich Fritz, Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses, Obermeister Johannes Burkart und Regine Traut, Lehrerin an der Ferdinand-Braun-Schule, mit den Junggesellinnen und Junggesellen Klara Flügel, Simon Jestädt sowie Till Laudenbach aus.

Simon Jestädt sprach von einem großen „Mehrwert“ bei der Ausbildung im Handwerk mit vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten. „Man lernt nie aus und trifft viele Menschen.“ Klara Flügel, die sich in ihrer Familie bereits in dritter Generation dem Elektro-Handwerk verschrieben hat und Freude daran hat, sich mit Vater und Großvater auszutauschen, ging auf das Thema Schule ein: „In der Berufsschule hat man mehr Spaß und gibt sich mehr Mühe, weil man sich das selbst ausgesucht hat.“ Till Lauterbach bestätigte, dass man sich in der Berufsschule auf den Stoff konzentrieren wolle und „dass man es gut macht, weil man es für sich selber macht“. Anders als in der Schulzeit zuvor, „gibt es auch noch Geld“. Das duale Ausbildungssystem an sich begrüßten alle drei. Simon Jestädt berichtete, dass viele seiner Freunde studieren, der eine oder andere aber damit dann auch etwas „schludrig“ umgehe. „Das ist in der Handwerksausbildung keine Frage.“ Da würde es vom Ausbildungsbetrieb sehr schnell heißen: bis hier und nicht weiter. „Da hat man dann vielleicht auch ein bisschen mehr Ehrgeiz.“ Till Lauterbach sprach den Stolz an, den man habe, wenn man nach einem Bauprojekt das Ergebnis sehe. Und dass es Freude bereite, „wenn man später mal den Kunden trifft und dieser einen mit Handschlag grüßt“.

Moderator Matthias Heitzer wies darauf hin, dass das Handwerk manchmal als Notlösung dargestellt werde, „wenn es fürs Studium nicht reicht“. Genau das Gegenteil sei aber der Fall. „Handwerk kann nicht jeder. Fürs Handwerk braucht man Talent.“ Gleichzeitig hätten Handwerkerinnen und Handwerker viele Weiterbildungsoptionen und eben auch die Möglichkeit, ein Studium anzuhängen.

Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer zählte handwerkliche Begriffe im allgemeinen Sprachgebrauch wie „meisterhaft gemacht“ auf. Es sei schön zu sehen, „dass Handwerkerinnen und Handwerker in der Gesellschaft wieder mehr an Bedeutung gewinnen, dass die Anerkennung steigt“.

Silke Eiter, stellvertretende Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, berichtete von Kooperationen mit den Schulen rund um das Thema Berufsorientierung. Immer häufiger kämen Anfragen für einen „Tag des Handwerks“ in den Schulen mit Vorstellung verschiedener Gewerke. Sie blickte auch rundum zufrieden auf die Fuldaer Bildungsmesse zurück, die erstmals auf drei Tage ausgedehnt war und „sehr gut angenommen wurde“. Dass diesmal auch mehrere kleinere Betriebe dabei waren, begrüßte sie sehr.

Regine Traut, Lehrerin an der Ferdinand-Braun-Schule, sagte, auch nach zwölf Jahren sei sie immer noch leidenschaftlich dabei. Es sei „ein ganz tolles Gefühl“, wenn man jetzt die jungen Menschen sehe, die es geschafft haben. Dass man die Frauen-Quote im Handwerk erhöhen müsse, sei wichtig. Die zwei aktuellen Junggesellinnen setzten auf jeden Fall ein „positives Zeichen“.

Ulrich Fritz, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, sprach über die Unterschiede von Theorie und Praxis. Handwerkern sei die Praxis ja meistens lieber. Trotzdem hätten die Junggesellinnen und Junggesellen auch in der Theorie alles gut gemeistert.

„Handwerk hat immer goldenen Boden und macht glücklich. Man weiß, wofür man’s macht“, so Thorsten Krämer, der die offizielle Freisprechung der Absolventinnen und Absolventen mit einem Rückblick ins Mittelalter einleitete. Der Begriff Freisprechung werde seit über 700 Jahren verwendet. Eine Familie habe früher das Kind für die handwerkliche Lehre in die Obhut eines Meisters gegeben. Der Lehrling habe dann auch in der Familie des Meisters gelebt. Nach Beendigung der Ausbildung sei der Geselle aus der Familie des Meisters freigesprochen worden – „und konnte dann eigenständig seinem Beruf nachgehen“.

Das Handwerk habe es schon immer gegeben, und das werde auch so bleiben. „Es gibt keinen Tag, an dem man am Handwerk vorbeikommt. Das geht ja schon beim Frühstück los, wenn man die Brötchen vom Bäcker isst“, so Krämer. Und gerade die Elektronikerinnen und Elektroniker seien von besonderer Bedeutung in der zunehmend technisierten Welt von heute.

Thorsten Krämer bat die Junggesellinnen und Junggesellen, sich von ihren Plätzen zu erheben und vollzog kraft seines Amtes als Kreishandwerksmeister den traditionellen Akt der Freisprechung: „Ich spreche euch los, ledig und frei vom Zwang der Lehre. Diese Jahrhunderte alte Tradition wird nun auch euch zuteil, die Welt steht euch offen.“

Im Anschluss traten die Junggesellinnen und Junggesellen mit ihren Meistern nach vorn und erhielten von Johannes Burkart und Ulrich Fritz ihre Urkunden. Prüfungsbester war Gregor Schwarze (R+S solutions GmbH), gefolgt von Leon Bayer (R+S solutions GmbH), Lena Baier (Eugen Domhöfer Elektrotechnik GmbH & Co. KG) und Julian Herzog (Gensler Kälte Klima Elektro GmbH).

Die erste Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft in diesem Jahr endete mit dem obligatorischen Fotoshooting, bevor sich der inoffizielle Teil anschloss: das gemeinsame Abendessen und eine ausgelassene Party mit DJ Andy.

 

Bildunterschriften:

Gesamtbild:
45 Junggesellinnen und Junggesellen feierten ihren erfolgreichen Abschluss.

Prüfungsbeste:
Best of Elektro: Strahlende Gesichter bei den diesjährigen Prüfungsbesten, Vertreter der jeweiligen Ausbildungsbetriebe, Obermeister Johannes Burkart und dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses, Ulrich Fritz. Fotos: KH

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