Betriebe gründen Fachinnung über vier Landkreise
Die Betriebe der Nahrungsmittelhandwerke in den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Schaumburg, Nienburg/Weser und Diepholz haben ihre bisherigen Innungen zu zwei Fachinnungen fusioniert, die sich über alle vier Landkreise der Kreishandwerkerschaft Niedersachsen-Mitte erstrecken.
Die bislang in kombinierten Bäcker- und Fleischerinnungen organisierten Betriebe der Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont haben sich mit ihren Kollegen aus Diepholz und Nienburg, die bislang schon in zwei getrennten Fachinnungen organisiert waren, vereinigt.
Die Innungsbetriebe trafen sich am 29. Oktober auf dem Hof Frien in Uchte im Landkreis Nienburg/Weser, um über diese Fusion abzustimmen und neue Vorstände zu wählen.
Die neue Bäckerinnung Niedersachsen-Mitte mit ihren rund 35 Mitgliedern wählte einstimmig Christian Deicke aus Marklohe zu ihrem Obermeister. Seine Stellvertreter wurden Carsten Wittek aus dem Landkreis Diepholz, Thomas Wegener aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont und Helmut Otto aus dem Landkreis Schaumburg. Lehrlingswartin in der neuen Innung ist Susanne Meyer aus Bassum.
Die Fleischerinnung Niedersachsen-Mitte mit ihren rund 30 Mitgliedern wählte zu ihrer Obermeisterin Sabine Gebert von der Landschlachterei Twachtmann GmbH aus Nienburg/Weser. Ihr Stellvertreter wurde aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont Hans-Joachim Dutschke. Die weiteren Beisitzer im Vorstand sind Holger Schumacher aus dem Landkreis Nienburg/Weser, Arne Schulte aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont und Michael Wolters aus dem Landkreis Diepholz.
Die Tendenz in den Nahrungsmittelhandwerken zu immer weniger Betrieben, die dafür jedoch deutlich größer werden, hat letztlich die Vorstände der früheren Innungen dazu bewogen, die Fusionen anzustoßen.
„Da die Fusionen einstimmig beschlossen wurden“, so der neue Obermeister Christian Deicke der Bäckerinnung Niedersachsen-Mitte, „fühlen wir uns in unserer Entscheidung gestärkt und möchten unseren Mitgliedern weiterhin eine kompetente Beratung und Interessenvertretung anbieten.“
Eine solche Interessenvertretung, so ist sich der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Jens Leßmann sicher, ist auch dringend nötig. Dies liegt allein schon daran, dass die Politik in den letzten Jahren dem Handwerk gegenüber eine permanente Misstrauenserklärung ausgesprochen hat. Die Kleinbetriebe des Nahrungsmittelhandwerks werden mit einer Prüfungsintensität bedacht, wie sie den Großbetrieben entspricht, bei denen in den letzten Jahren in einigen Fällen eklatante Missstände festgestellt worden sind. Trotzdem geben sich auch bei den Handwerks-Betrieben Veterinäramt, Hauptzollamt, die Sozialversicherungsträger, das Finanzamt, die Berufsgenossenschaft, die Gewerbeaufsicht und das Landesamt für Verbraucherschutz die Klinke in die Hand. Es sei unfassbar, so Leßmann, welcher Zeitaufwand und welche Bürokratie hierfür erforderlich ist.
Obermeister Deicke sieht darin auch einen Hauptgrund in der Verhinderung von Betriebsübergaben. Jüngere Meister wollen sich diesem permanenten Misstrauen von Staat und Politik ungern aussetzen. Der Bürokratieabbau, so Obermeisterin Gebert, dürfe daher nicht weiter bloß Lippenbekenntnis der Politik bleiben.
Den Unterschied zwischen handwerklich geführten Betrieben und einem Industriebetrieb brachte der scheidende Obermeister Helmut Voss der Fleischerinnung Diepholz/Nienburg bei der Auszeichnung von drei Kollegen mit dem goldenen Meisterbrief auf dem Punkt: Jeder einzelne ausgezeichnete Meister steht mit seinem Namen für den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes. Läuft in diesen Handwerksbetrieben etwas nachhaltig schief, so Voss, dann ist der Name des Betriebs ruiniert; kein Kunde wird sich in dem Geschäft mehr blicken lassen – bei Großbetrieben hat man hingegen schon die Fortführung unter anderem Namen erlebt.
Voss zeichnete mit dem Goldenen Meisterbrief die Kollegen Heinz Schumacher (Hoysinghausen), Klaus Schmidt (Diepenau) und Christian Twachtmann (Nienburg) aus.
Vorstand der Bäcker Vorstand der Fleischer
Goldenen Meisterbrief: Christian Twachtmann (Nienburg), Klaus Schmidt (Diepenau), Heinz Schumacher (Hoysinghausen)